Freitag, 1. Mai 2009

Kleiner Rückschlag – oder einfach nur Friktionen

OK, zugegeben, vom ersten Eindruck ist nicht mehr viel übrig. Das Segeln gehört längst zum Teil dieser wunderbaren Wochenenden in diesem äußerst warmen und sonnigen April, und ich habe die wichtigsten Kniffe drauf. Ich bin inzwischen nicht nur die Riesenjolle gefahren, sondern auch den Jollenkreuzer (links) und eins von diesen Booten, die gern auch einmal umkippen (unten rechts). Inzwischen war ich sogar schon einmal ohne Lehrer unterwegs, ganz allein mit einem anderen Segelschüler an Bord. Wenden, Halsen, kein Problem. Mann über Bord – mach ich mit Links - solange es nur eine Boje ist jedenfalls. Klar, ich bin weit davon entfernt, richtig segeln zu können, aber heute bin ich das erste Mal die Prüfungssituation nachgefahren - mit positivem Ergebnis. Ein Fehlversuch, beim zweiten Mal alles Paletti. Es macht Spaß und ich ärgere mich ein wenig, dass ich nicht schon Anfang Mai die Prüfung mache. Um die Welt zu segeln, ist inzwischen zumindest vorstellbar geworden.


Einer anderen Übung war ich mir von Anfang an bewusst – und wohl doch nicht gewachsen. Menschen. So ein Segelkurs vereint sehr unterschiedliche Leute. Da sind die, die einem nach 5 Minuten sympathisch sind, mit denen man sich Segeltörns vorstellen kann, mit denen man vielleicht sogar befreundet

sein kann. Aber dann gibt es da auch die anderen, die bei denen man nach 10 Sekunden weiß, dass man es mit ihnen nicht allzu lange aushält. Was soll ich sagen: Wenn diese Herrschaften am Steg stehen, um mit mir ins Boot zu steigen, ist alle Vorfreude verpufft. Stattdessen denke ich nur daran, wie ich schnellstmöglich die Zeit totschlagen kann und um die Übungsstunde herum komme. Das Ganze hat nun zumindest einmal dazu geführt, dass ich bereits nach wenigen Minuten für meine Verhältnisse relativ barsch und natürlich in eigenen und diplomatischen Worten „Halt’s Maul“ meinem Gegenüber an den Kopf warf. (Zugegeben, wörtlich sagte ich während ich wohl seinen durchaus erfahreneren Kommandos (die er überhaupt nicht zu geben hatte) NICHT folgte: „Bleib mal ganz ruhig, wir brauchen noch ein paar Meter, das passt schon“, was nichts an der Bedeutung im oben genannten Sinne ändert)

Ich sage mir, es sind ja nur 2 Stunden und morgen schon wird jemand anders mit dir ins Boot steigen. Morgen wird es wieder Spaß machen. So richtig davon überzeugt bin ich aber nicht. Ich denke mir, vielleicht sollte ich, anstatt die Klappe zu halten und immer nur diplomatische Worte zu wählen, auch einfach mal meine Meinung sagen. Aber ich würde mir viel lieber selbst ein Boot mieten, den ein oder anderen aus meinem Freundeskreis mitnehmen, aber um Gottes willen kein Risiko eingehen und mit einem dieser Leute unterwegs sein, bei denen man Reibungspunkte bereits nach wenigen Sekunden feststellt.


Aber ich versuche das positiv umzuinterpretieren. In der Regel gehe ich Menschen aus dem Weg, die mich derartig stören. Auf dem Boot kann ich ihnen nicht aus dem Weg gehen und ich kann selbst beobachten, welche Eigenschaften es sind, die mich so sehr stören. Das ist nicht nur interessant sondern gut für die weitere Entwicklung meiner Menschenkenntnis. Vielleicht lerne ich dann auch, wie ich mit solchen Situationen besser umgehen kann. Tatsächlich scheint es eine Faustformel zu geben für Menschen, mit denen ich meine Probleme habe. Überheblichkeit, Besserwisserei, Hochstaplerei, gepaart mit einer großen Klappe und Arroganz bei gleichzeitigem Nichtskönnen und Nichtswissen und – wie ich heute merkte – Hektik sind die Gewürze, die mir sehr schwer auf den Magen schlagen. Ich mag es eher ruhig, ich mag Understatement, immer auch gesunden Selbstzweifel haben (natürlich bei gesundem Selbstbewusstsein), tief stapeln aber viel können und viel wissen. Ach und sagte ich schon „ruhig sein“?


Was ist die Lehre aus dem Ganzen? Wenn man sich nicht sicher ist, ob jemand zu einem passt, dann nimmt man ihn oder sie einfach mal eins, zwei Stunden mit aufs Boot und segelt ein wenig den Wannsee entlang. Wenn nach einer halben Stunde immer noch Sympathie da ist bzw. keine störende Situation aufgetreten ist, dann sollte man schleunigst über Dinge wie heiraten oder ewige Freundschaft nachdenken! Leute mit denen es früher oder später Probleme geben wird, werden dagegen spätestens nach zehn Minuten das erste Mal nerven!

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