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Samstag, 12. Oktober 2013

Und wieder eine Feltz

Eigentlich habe ich das Schiff schon im Mai dieses Jahres entdeckt. Eigentlich wollte ich es mir längt schon anschauen. Ich fand es etwas teuer. Und der Gutachter, den ich aufgrund der höheren Distanz gleich dazunehmen wollte, brauchte ewig um sich zurückzumelden. Als ich irgendwann mal in London nach der Arbeit an meinem geliebten Themse-Ufer, an das ich so viele gute Erinnerungen habe,  langspaziert bin, dachte ich, ich probiere es einfach noch einmal. Irgendwie  habe ich dann tatsächlich innerhalb kürzester Zeit einen Termin zusammen mit dem Gutachter und dem Eigner arrangieren können.
Heute nun war ich viele Kilometer weit weg, habe mir das Schiff bei strömenden Regen angeschaut. Inzwischen weiss ich, was mich bei einer Feltz erwartet und ich kann halbwegs einschätzen, was auf mich zukommt und wo die Schwachstellen sind. Das Problem: Ich habe kaum welche gefunden. Auch der Gutachter schien mir viel von dem Schiff zu halten.
Es ist eine alte Lady, kaum Schnickschnack und dadurch so herrlich funktionstüchtig. Manuelle Ankerwinsch. Kein Rollfock oder –groß. Dafür dicke Wanten, Sturmrigg, doppeltes Vorstag, Steuerrad mit sehr einfacher Mechanik ohne umgelenkte Ketten oder gar Hydraulik Die meisten Seeventile tadellos. Windsteueranlage, Gerätebrücke, Solar, Radar, Windgenerator, Luxusklo.Minuspunkte: Einige technische Dinge müssten erneuert werden, Nicht so richtig schöne Kuschelkojen. Andererseits, wer weiss ob überhaupt jemand mitkommt und mit mir in der Koje kuscheln will…
Und ganz nebenbei habe ich noch eruieren können, dass offensichtlich an der Nordsee ganz andere Preise für Schiffsstellplätze gelten. Nur 1.000 Euro im Jahr muss ich rechnen.

Es ist eine ganze Menge Geld, die dann erstmal einfach weg wäre. Andererseits ist es genau der Betrag den ich seit meinem Jobwechsel vor fast 2 Jahren angespart habe. Ich wäre dann also auf dem Stand von vor meinem Jobwechsel. Es kribbelt.

Sonntag, 29. September 2013

Alles kaputt

Also diese Saison hatte es in sich. Ich hab ja bereits vor Saisonstart im Winter die Holzelelemente bearbeitet und gestrichen bzw. behandelt. Außen vorgelassen hatte ich zunächst das Holz um die Fensterluken. Das hat sich gerächt. Es wird Zeit mal meine Missgeschicke der Saison aufzulisten  und zu dokumentieren:

  • Holzelemente der Fensterluken: Auf der Fahrt zum Sommerliegeplatz habe ich erstmal ein Teil der Fensterverkleidung verloren. Ich habe es die ganze Saison über nicht erneuert, weil es am Abmessen und Gefummel gescheitert ist. Nächster Termin: Winter.
  • Undichtes Fenster an der Backbordseite: Bei Regen sammelt sich Wasser im Schiff. Von Innen ist die Holzverkleidung bereits völlig vergammelt. Abdichtversuch mit Schiffssilikon ist gescheitert. Abhilfe hat die Persenning geschaffen, seitdem kein Wasser mehr im Schiff.
  • Segel: Irgendwann bekomme ich das Segel nicht hoch und ziehe mal etwas kräftiger dran. Ratsch. Segelkopf gerissen. Sieht schlimm aus.  Dauert wieder mal ewig bis das repariert ist. 160 Euro. Dann sagt mir der Segelmacher noch, dass meine Segel dann auch sich ihrem Lebensende neigen. Ist mir ja auch klar, geht aber trotzdem noch. Nur das Angebot für neue Segel erschreckt mich: 1300 Euro wollen sie haben. Pff.
  • Pinne: Nachdem die Segel endlich wieder dran waren, bin ich bei etwas mehr Wind endlich mal wieder rausgefahren, zusammen mit Thekla sogar. Der Wind war so stark, dass ich zur Sicherheit mit meinem Gast an Bord mal das zweite Reff reingebunden habe, was bis dato noch nie passiert war. Während wir sportlich dicht am Wind fahren macht es auf einmal wieder Ratsch und der Ruderdruck gibt plötzlich nach. Das Ruder ist gebrochen. Das morsche Holz hat vollends den Geist aufgegeben. Stück Holz gekauft, 30 Euro. Keine Ahnung wie zu bearbeiten, zum Tischler gebracht. Der kann nix mit dem Holz anfangen. 70 Euro für den Tischler, ging ja.
Fazit: Alles an diesem Boot was aus Holz ist macht die Mücke. Merke: Niemals ein Holzschiff kaufen, Holz aussen weitestgehend vermeiden.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Neue Mastlegetechnik

Die Idee kommt nicht von mir. Vielmehr hat sich einer der zahlreichen Geschäftsführer meines derzeitigen Arbeitgebers eine interessante Konstruktion einfallen lassen. Es kann sein, dass diese bei Booten mit Mastlegevorrichtung verbreitet ist, ich jedoch hab sowas und vor allem kenne sowas nicht.

Die Idee ist denkbar einfach. Zwischen Fockfall oder Vorstag und dem Boot wird ein Flaschenzug gesetzt, der das kontrollierte Absenken des Mastes (und auch das Aufstellen) ermöglicht. Außerdem kann man so von jedem beliebigen Punkt am Boot (ausreichend langer Flaschenzug vorausgesetzt) diesen führen oder bedienen. Als Flaschenzug habe ich einfach die Großschot eingesetzt.
Dankenswerter Weise hat mir Mathias geholfen – zu schlecht waren die Erinnerungen an das Desaster im Vorjahr. So konnte sich einer ganz auf die Bedienung des Großfalls und einer auf den Mast konzentrieren. Geklappt hat es so gut, dass ich es wohl nächstes Jahr wieder alleine probieren werde. Und weil beim Aufstellen man so an der Großschot zieht, dass diese sich automatisch am Feststeller fest zieht und somit nur in eine Richtung arretiert werden kann, werde ich das Aufstellen des Mastes wohl ohnehin solo erledigen.

Samstag, 6. August 2011

Rekord!


Eigentlich hatte ich mit der Saison schon abgeschlossen. Eigentlich dachte ich, naja, ich komme vielleicht noch eins zwei Mal zum Baden raus und dann war es das. Eigentlich dachte ich, einen neuen Rekord werde ich diese Saison nicht mehr aufstellen. Eigentlich.
Manchmal kommen die Dinge aber anders. Dies bedurfte aber mehrerer Zutaten:
1. Ein Besuch meines Nichtchens samt Freundin,
2. Die außerordentlich hohe Motivation dieser Personen,
3. Einen unerwartet sonnigen und windoptimalen Tag, völlig entgegengesetzt zur Wetterprognose,
4. Ausreichend Zeit.
Der Plan war denkbar einfach: Mein Besuch kommt angereist, das Wetter wird gut und wenn wir richtig gut sind, aber nur dann – so der Plan, dann schaffen wir es vielleicht auch bis zum Wannsee. Das wäre aber recht unrealistisch, das hab ich schließlich noch nie geschafft. Einfach mal gucken, wie lange es Spaß macht. Es hat dann aber ziemlich lange Spaß gemacht!
Bei schönem Wind aus Südost musste nämlich erstmal aufgekreuzt werden. Und da gab es einiges zu tun. Denn mir nichts dir nichts ist da schon einmal die andere Uferseite erreicht und man muss wenden. Und nicht selten ist irgendein anderes Segelboot mitten im Weg. Aber wieder einmal verstehe ich nicht, warum mein Kahn der Langsamste auf der ganzen Havel ist. Mach ich was falsch, sind es die alten Segel, die Fock statt der Genua?
Dank des Tatendrangs meiner Matrosinen werde ich zunehmend arbeitslos. Die eine bedient die Fockschot, die andere das Steuer. Am Groß muss man nichts machen, wir wenden ja nur. Ich sitze dazwischen und gebe wichtige Kommandos. Die beiden haben es nach nur wenigen Schlägen schon ganz gut drauf. Manchmal, wenns etwas zu hart an den Wind ging und ein kleiner Winddreher auftaucht oder ein anderes Boot die Aufmerksamkeit ablenkt, dann gibt es schonmal eine außerplanmäßige Wende – aber naja, meine Steuerfrauen wollen ja üben!
Irgendwie schaffen wir es beim Start gegen 11:30 und nach einer ausgiebigen Badepause bis 16:20 zu unserem Ziel: Den Wannsee. Erst denken wir noch wir sind falsch, aber die Badeanstalt ist deutlich erkennbar. Ich kann es kaum fassen, dass wir es bis hierher geschafft haben. Wir ankern vor dem Ufer und springen nochmal ins Wasser.
Die Rückfahrt wird eine echte Rauschfahrt auf raumen Kurs. Nur eins, zwei Stunden brauchen wir für den Rückweg, inkl. letzter Badepause kurz vor dem Stößensee. Auf dem Weg üben wir natürlich das Halsen und den Schmetterling.
Am Ende des Tages haben wir mal wieder Unmengen an Proviant verbraucht, die Segelgrundausbildung für die beiden Damen erfolgreich absolviert und einen Rekord aufgestellt. Denn bis zum Wannsee hab ich es mit Geli noch nie geschafft. Aus zeitlichen Gründen war immer vorher Schluss.
Auf einmal scheint es mir doch möglich, die geplante Wochenendtour vielleicht doch einmal zu machen. Der Plan nämlich ist, bis zum Krampnitzsee zu fahren, das ist vom Wannsee nochmal genauso weit, also quasi die Zeit für den Rückweg. Dort würde ich dann gern eine Nacht vor Anker bleiben, abends in die Sterne gucken und vielleicht die Gitarre mitnehmen und ein wenig rumdudeln. Und am nächsten Morgen würde ich dann zurück segeln. Aber gut, das wird diese Saison wohl nichts mehr. Regnet ja nur. Und keine Zeit. Und, und, und.

Freitag, 22. Juli 2011

Sackgasse

Um sich in der Pause mal eben schnell wegzuprokrastinieren lande ich mal wieder auf Spiegel Online und lese da den Bericht vom Weltumsegler Erdmann. Mehr noch, ich finde sogar einen älteren Bericht über eines seiner Bücher, das ich sogar gelesen habe. Ich klicke die Bilder durch und muss daran denken, wie toll das ist, was die beiden da als Hochzeitsreise gemacht haben – einmal um die Welt, ohne GPS, Radar, Funk und Schnickschnack. Ich denke daran, dass aber dieses Jahr für mich keine Fahrt auf dem Meer geplant ist. Kein Segelschein. Kein Spikurs. Kein Ansteuern einer Insel, Helgoland oder Bornholm, wie ich es mir damals Anfang 2009 für dieses Jahr 2011 vorgenommen hatte. Ja und selbst mein Sternenbuch und mein Übungssextant liegen unzusammengebaut und ungenutzt irgendwo zuhause herum.
Ich komme im Schnitt ein Mal im Monat auf meinen kleinen Kahn Geli. Es ist immer wieder total schön. Aber es passt einfach nicht zusammen mit der übrigen Zeitplanung. Wenigstens einmal am Wochenende über Nacht draußen bleiben, über Nacht ankern, ganz weit auf das Wannmeer rausfahren. Wenn ich gut bin schaffe ich es bis zur Insel Imchen. Dann muss ich zurück um abends wieder zuhause zu sein. Oft genug ist bei Südwest oder Flaute aber auch schon beim Grunewaldturm Schluss.
Derweil finde ich aus Zufall auf meinem Rechner die Karten, die ich von den beiden Urlaubstörns angefertigt habe, Karten auf denen die kleinen Weltreisen auf der Ostsee eingetragen sind. Einmal der Törn rund Rügen, und dann noch der Törn bei Fehmarn. Toll! Ich zeichne die Zwischenstops nach und erinnere mich an die Erlebnisse, aber auch an die Krisen. Trotzdem, ich will wieder raus. Immerhin, wenn ich hier und jetzt scheitere, dann habe ich es wenigstens bis auf die Ostsee geschafft, sage ich mir. Und die Woche auf der Nordsee vergesse ich auch immer wieder. Es ist eben etwas anderes ob man allein fährt oder in einem Ausbildungstörn. Es sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Ich rufe Google Maps auf und plane, wo ich überall hinfahren könnte, rufe Bilder von Südseeinseln ab. Schaue mir Videos zu Hafenmanövern an. War es das jetzt? Bin ich hier und jetzt gescheitert? Oder geht es noch weiter, nächstes Jahr vielleicht auf eine Insel, ein Lottogewinn und dann die ganze Ostsee abfahren im nächsten Sommer? Oder gleich raus um die Welt? Eine Freundin, naja, eher Bekannte, postet auf Facebook Bilder ihrer Erlebnisse in Südamerika. Das ist wohl der Unterschied, die einen machen es einfach, die anderen grübeln und planen und vergessen die Durchführung.
Der Sommer geht vorbei und ich glaube kaum, dass dieses Jahr noch irgendetwas Berichtenswertes passiert. Deprimierend. Ausgeträumt habe ich noch nicht. Aber ich fange an, nicht mehr dran zu glauben. Es macht so einfach keinen Sinn. Entweder es ändert sich etwas grundlegendes, oder ich bin hier am Ende meines großen Traums.

Mittwoch, 20. April 2011

Ansegeln: Entwurf einer Selbststeueranlage

Durch viel Arbeit entspannen? Klingt paradox? Ist es irgendwie auch. Kann aber tatsächlich funktionieren. Eine Projektendphase bescherte wieder einmal regelmäßig 12 und 14 Stunden Tage. Belohnt wurde es mit Freizeitausgleich. Bei schönstem Wetter einen Tag Sonderurlaub. Ich rechne mir lieber nicht vor, ob das wirklich ein Ausgleich ist und beschließe den Tag zu genießen und segeln zu gehen. Mein erstes Segelabenteuer der Saison.

Da der Plan war, um Punkt 18 Uhr Moli von der Arbeit abzuholen, war die Reiseplanung aber von vorn herein beschränkt. So wusste ich, dass ich auch dieses Mal keinen Entfernungsrekord aufstellen kann. Ich bin bis kurz hinter der Lieper Bucht gekommen, hab dann beschlossen umzukehren und im Schutz der dortigen kleinen Insel mir einen Ankerplatz zu suchen und noch etwas in der Sonne zu entspannen. Das ging aber nicht ohne vorher am Grunewaldturm noch ordentlich Böen abzubekommen. Ich hab ja immer etwas Angst, dass mein kleiner Jollenkreuzer kentert. Aber es lief alles prima und ich konnte Geli mal ein bisschen ausfahren. Dennoch ernüchternd die Tatsache, dass wirklich alle anderen Boote schneller sind als ich mit Geli. So viel kann man doch gar nicht falsch machen?!

Der Clou des Tages: beim Betrachten einer merkwürdigen Leine ist mir die Idee einer Quasi-Selbststeueranlage gekommen. Na gut, es ist mehr eine Pinnenfixierer denn eine Selbststeueranlage, aber den Zweck erfüllt die Vorrichtung. Auf diese Weise ist es viel bequemer, auch ohne zweiten Mann oder zweite Frau an Bord die Segel hochzubekommen, immerhin muss ich dazu jedes Mal zum Mast klettern, die Fallen sind nicht ins Cockpit umgelenkt. Der Autopilot hat ja auf der letzten Ostseereise Unglaubliches verrichtet und mir wurde klar, wie ich durch den richtigen Einsatz dieses Werkzeuges viele Dinge an Bord allein machen kann.

Die Konstruktion ist denkbar einfach. Man nehme eine Öse, die vorn am Hebel der Pinne gut herauf passt. Daran knotet man zwei ausreichend lange Seile. Da ich in der glücklichen Lage bin, einen Heckkorb zu haben, kann ich diese Seile um den Heckkorb legen und straff zusammenknoten. Dies passiert, während der Pinnenhebel etwas höher gestellt ist (Meiner ist flexibel in der Höhe verstellbar). Wird jetzt der Pinnenhebel heruntergedrückt, ist die Pinne ziemlich fix eingestellt, kann aber bei Bedarf und im Notfall bewegt werden. Natürlich kann man die Seile auch so verknoten, dass sich nichts mehr bewegt. Bei nächster Gelegenheit mache ich von der Konstruktion ein Foto, vielleicht interessiert es ja einen anderen Anfänger.

Montag, 11. April 2011

Saisonstart

Es ist erst ein Jahr her, da hat die Frage nach der Durchführung des Unterwasseranstrichs mir unendliches Kopfzerbrechen bereitet. Auch die Beschaffung von Ersatzteilen und das Kranen des Bootes ins Wasser haben mir nächtelang den Schlaf geraubt. Das Mast stellen hab ich mir gleich gar nicht zugetraut und mir dafür professionelle Hilfe vom Bootsbauer geholt. Schließlich stellte die erste Fahrt mit Geli den unglaublichen Höhepunkt der Vorbereitungsphase dar.
Dieses Jahr lief das alles viel unaufgeregter und fast schon routiniert. Nennenswert ist das Erfolgserlebnis, dass man mit Yachtcare Politur auch stark verunreinigtes GFK wieder sauber und blitz blank bekommt. Geli strahlt im schönsten weiß. Und Jack, der Außenborder, sprang beim ersten Zug an. Ich habe ihn dieses Jahr aufrecht im Winterlager stehend gelagert und ihn im halbwegs warmen Wohnungskeller beherbergt. Beides ein sehr nützlicher Tipp für andere Anfänger.
Nennenswert sind auch die Erfahrungen beim Stellen des Mastes. Ich dachte ich schaffe es allein. Vielleicht hätte das auch klappen können. Aber nun ja, im entscheidenden Moment, beim Aufrichten nämlich, verfing sich irgendeine der vielen Leinen in meine achterliche Stützkonstruktion und der Mast blieb an eben dieser hängen. Deshalb musste ich ihn wieder hinlegen. Da das Boot sehr wackelig ist und der Mast in diesem Winkel noch sehr schwer war, verlor ich die Kontrolle und er krachte mir wieder runter. Ist nichts kaputt gegangen, aber damit hatte ich verloren. Denn: Nebenan kamen hilfsbereite Leute aus dem Kaffee und haben mir assistiert und eine helfende Hand gereicht. Zu zweit geht das Stellen des Mastes und das Legen desselben viel besser! Ab wann man Hilfe braucht, ist vielleicht auch eine wichtige Erfahrung.
Ansonsten empfiehlt sich folgender Arbeitsablauf beim Stellen des Mastes, gilt natürlich nur für kleine handhabbare Jollenkreuzer. Für größere Boote gibt’s an der Marina einen kleinen Kran zum selbst aufstellen und einen großen für das Aufstellen mit Fachpersonal:
1. Mast von seiner Position nach hinten verlagern, sodass der Mastfuss an der entsprechenden Position im Boot ist. Bei meinem Boot ist hier extreme Vorsicht geboten: In der richtigen Position angekommen droht der Mast nach hinten überzukippen und im Wasser zu verschwinden.
2. Mastfuss so befestigen, dass er noch klappbar ist, aber dass der Mast erstmal fixiert ist.
3. Alle Wanten anschlagen, und zwar richtig herum, auf Verknotungen, Verdrillungen und Sonstiges der Wanten achten.
4. Das Fockfall so anschlagen, dass es vorrübergehend als Vorstag verwendet werden kann. Während man am Mast arbeitet kann dieser in dieser Position bequem an der Mastklampe über das Fockfall fixiert werden.
5. Nach dem Fixieren über das Fockfall: Vorstag und Achterstag anschlagen. Fertig. Ggfs. Wanten und Stagen spannen.
Nachdem auch das getan war, bin ich nur unter Fock gemütlich zum Liegeplatz herüber gesegelt, bei schönstem Wetter. Was für ein Spaß. Die Saison war eröffnet.

Mittwoch, 3. November 2010

Mast legen und slippen

Nachdem ich vor dem ersten Mal Mast stellen große Sorge hatte, es aber im Nachhinein ganz einfach fand, war ich dieses Mal beim Legen des Mastes deutlich positiver gestimmt. Das krieg ich schon irgendwie hin. Allein!
Gesagt, getan. Selbstbewusst wandere ich an einem Montagnachmittag in meiner Umzugswoche zum Boot und entferne das Achterstag. Dann baue ich die etwas eigenwillige Maststütze des Vorbesitzers auf: Der hat einfach die Badeleiter für die Sicherung des gelegten Mastes verwendet. Ich wende alle Seemannsknoten an, die ich kenne, um das Ding stabil zu bekommen. Jetzt schraube ich den vorderen Mastbolzen heraus und entsichere den hinteren, sodass ich ihn im Bedarfsfall schnell herausziehen kann.
Nun kommt der kritische Moment. Ich löse das Vorstag, der Mast wird nur durch die seitlichen Wanten und durch meinen Zug am Vorstag gehalten. Vorsichtig gehe ich nach hinten und….RRRRUUUUMMMMMS! Ich unterschätze das Gewicht des sich legenden Mastes, kann ihn am Vorstag nicht ausreichend halten und das Teil kracht nur ein wenig gebremst auf die Badeleiterkonstruktion. Erste Einschätzung: Alles noch ganz, nochmal gut gegangen. Nur die Badeleiterkonstruktion muss trotz aller Seemannsknoten neu aufgebaut werden.
Als das endlich und mühevoll erledigt ist stelle ich fest: Irgendwas stimmt nicht. Und mir dämmert auf einmal was: Zur Sicherung der Badeleiter hatte der Voreigner eine eigenwillige Holzfusskonstruktion gebaut, auf der die Badeleiter sicherer und vor allem höher steht. Also muss ich nochmal die ganzen Knoten aufdruseln, das Holzteil zwischen Boot und Leiter schieben und anschließend alles wieder vertüdeln.
30 Minuten später folgt noch das Lösen der Wanten und das anschließende Fixieren des Mastes am Boot. Das ist eher Routine und Fleißarbeit, aber stellt kein Problem mehr dar. Am Ende des Tages liegt Geli mit gelegtem Mast am Steg und klein Micha ist stolz, es ganz allein geschafft zu haben. So richtig beeindruckend findet das aber nicht jeder in meinem Umfeld. Muss also etwas alltägliches sein. Ich grinse aber breit übers Gesicht.
Was lerne ich daraus? Fürs nächste Mal habe ich mir vorgenommen, den Mast kontrolliert über das Fockfall kommen zu lassen. Auf dieselbe Weise will ich ihn auch ohne fremde Hilfe hochbekommen. Letzteres kann ich ja dann im Frühjahr gleich mal probieren.
Ein paar Tage später, am Donnerstag, gehe ich dann ein letztes Mal in diesem Jahr zu Geli. Ich setz mich ins Boot und parke ganz allein aus – wie immer ohne weitere Zwischenfälle. Und dann geht’s rüber in die Marina Lanke zum Slippen. Mein Motor Jack hält trotz erheblichem Gegenwind durch und bringt mich sicher auf die andere Seite des Ufers. Das Anlegemanöver – ganz allein und ohne Hilfe – gelingt dank des Tricks mit der achternen Luvleine, den mir Skipper Jörg bei der SKS-Ausbildung beigebracht hat. Auch seine Leinen-Wurftechnik hilft ungemein.
Ein paar Minuten später hängt Geli in der Luft und bekommt danach auf dem Trailer noch eine Anti-Algendusche. Unter dem moosgrünen Bewuchs findet sich tatsächlich mein blauer Unterwasseranstrich wieder. Und jetzt kommt Geli ins Winterlager zu Stefan. Ich freu mich, wieder einen Anlass zu haben, die nicht ganz unerheblich weite Strecke zu ihm zu fahren.

Mittwoch, 15. September 2010

Profane Erkenntnisse

Vieles an Bord erfordert viel Erfahrung und Geschick. Wenn man – so wie ich – von einer handelsüblichen Billig-Jolle ohne jede Erfahrung kommt, stellen sich dabei viele Fragen, etwa die nach der Funktion eines Selbstwendefocks, einer Rollreffeinrichtung oder etwa nach der Handhabung von Lazy-Jacks und selbstholenden Winschen. Manches nützliche Wissen an Bord dient aber nicht dem Segeln allein, sondern eher den ganz normalen, ja profanen menschlichen Bedürfnissen. Richtig, die Rede ist von der in den Berichten großer Weltumsegler oft stiefmütterlich behandelten Erfahrung mit der Bordtoilette.
Nun kamen Fragen danach, wie denn nun an Bord mit den täglichen menschlichen Bedürfnissen zu verfahren sei, vergleichsweise häufig in meinem Bekanntenkreis vor. Darum will ich mich der Herausforderung stellen und auch meine Erfahrungen mit diesem Thema nicht vorenthalten. Denn – man mag es kaum glauben – die Benutzung dieses durchaus nützlichen Geräts birgt allerhand Risiken, wenn nicht sogar Lebensgefahr. Wohl auch deshalb ist die Handhabung wohl auch zentraler Prüfungsstoff für die Theorieprüfung beim SKS-Schein (Fragen 21 und 34)! Blöd nur, wer so wie ich mit einem SBF See anfängt.
Dass die Bordtoilette Gefahr für Leib und Leben der Besatzung bedeuten kann, habe ich bereits bei meinem ersten Charter (damals noch nur mit SBF See) festgestellt. Nach einer längeren Tour nämlich bemerkte ich, dass durch das Badezimmer Wasser ins Schiffsinnere drang. Die Kloschüssel war übergelaufen. Ursache war nicht – wie zunächst angenommen – das fehlende Spülen eines bereits vermeintlich angeschwärzten Besatzungsmitglieds. Nein, Ursache war die fehlerhafte Bedienung dieses komplexen Geräts. Die Folge war ein unbeabsichtigtes Eindringen von Wasser ins Bordinnere und damit potenzielle Sinkgefahr. Es ist also nicht so, wie man das von zuhause kennt, dass nach der Spülung alles erledigt ist – nein, der Toilettengang muss sorgfältig vor- und auch nachbereitet werden.

1. Vorbereitung: Bevor alles losgeht, müssen die Seeventile geöffnet werden. Irgendwo schließlich muss das Spülwasser ja herkommen – und irgendwo hin muss es dann auch wieder abfließen. Also gibt es genau zwei Ventile: Eins für die Frischwasserzufuhr und eins für die Abwasserabfuhr. Die muss man erstmal finden. Ich habe bereits drei Fälle erlebt:
a) Manchmal findet man die Teile unter dem Waschbecken im Schrank versteckt – in dem meisten Fällen sind sie nur zugänglich, wenn man auf den Knien gebückt mit dem Gesicht ans Waschbecken gepresst den Arm soweit möglich nach hinten im Wachsbecken-Unterschrank verschwinden lässt, wie es eben geht.
b) Als Variante ist auch das Versteck in der achterlichen Backskiste möglich. Glück hat man, wenn diese auch durchs Klo zugänglich ist.
c) Besonders schön aber auch die Variante auf der Bavaria 890: Hier muss man aus dem Klo raus und in den Salon, muss dann die Sitzpolster entfernen um an den Stauraum zu kommen, dort alles hochklappen, im schlimmsten Fall sämtliches Proviant ausräumen um dann mit ähnlicher Technik wie bei a) an die begehrten Hebel zu kommen. Wichtigster Punkt: Bevor man mit anderen Dingen loslegt, sollten diese Vorbereitungsmaßnahmen vollständig abgeschlossen sein. Im anderen Fall kann es passieren, dass man mit heruntergelassener Hose und einfach nicht abfließen wollenden Schüssel-Inhalt sich irgendwo zum Ventil recken muss, was unangenehm werden kann. Im schlimmsten Fall schwappt dabei vorher seegangsbedingt der Inhalt der Kloschüssel über, was den Ärger über die Situation sicherlich nicht mindert….

2. Der eigentliche Prozess. Während der Sitzung ist eine möglichst stabile Lage einzunehmen, die auch dem Seegang sicher standhält. Erst jetzt erschließt sich dem Nutzer die unglaubliche Enge dieser Yacht-Nasszellen, weil man sich dadurch nämlich optimal verkeilen kann, etwa indem man mit dem Gesäß einerseits die Kloschüssel und mit dem Kopf andererseits die Tür fixiert. Elementar an dieser Haltung ist, dass man sich auf GAR KEINEN FALL an der Türklinke festhalten darf. Im schlimmsten Fall kann sich dabei das folgende, von SKS-Lehrskipper Jörg erlebte Szenario abspielen: Bei starker Krängung auf die Toilettenseite hält man sich an der Klinke fest, um nicht nach hinten zu kippen. Beim wellenbedingten schnellen Wechsel der Schräglage auf die Seite gegenüber der Toilette droht dabei, beim Nach-vorn-kommen die Klinke unbeabsichtigt nach unten zu drücken und die Tür zu öffnen. In diesem Fall kann die Tür (bei älteren Schiffsmodellen) nach außen aufgehen. In der Folge fliegt man zur Belustigung der in der Plicht sitzenden Mannschaft mit heruntergelassener Hose aus dem Klo raus und einmal quer durchs Schiffsinnere auf die gegenüberliegende Seite. Wenn man Pech hat, ist dort ein mannshoher Ölzeugschrank, dessen Türen sich durch unsachgemäße Benutzung im Wellengang geöffnet haben. Im schlimmsten Fall landet man dadurch in diesem Schrank und durch die inzwischen gewechselte Krängungsseite fallen die Türen zu und man ist eingeschlossen. Deshalb: Nie an der Klinke festhalten! Zum Glück wurden die Schiffe neuerer Bauart wegen dieses Problems aber mit nach innen öffnenden Türen ausgestattet. Hier ist das Festhalten an der Klinke erlaubt, wenn auch nicht empfohlen. Zu groß ist die Gefahr, sich bei abreißender Türklinke und ohne Werkzeug in greifnähe im Klo eingeschlossen wiederzufinden.

3. Nun folgt das Spülen. Hierzu befindet sich sitzend meist links neben der Toilette eine Apparatur. Zentrales Element: Der Pumpenhebel, der durch vertikales Bewegen betrieben wird. Zuvor jedoch muss der davorliegende Hebel richtig bedient werden. Wenn dieser auf der Seite mit einem blauen (meist abgewetzten) Rohrsymbol liegt, kommt Spülwasser von außen ins Becken. Das ist gut für den Start. Jetzt kräftig Pumpen, bis alles weg ist. Als nächstes ist der Hebel vom blauen Rohrsymbol auf das weiße Rohrsymbol zu legen. Das bedeutet Abpumpen ohne Frischwasserzufuhr. Jetzt wieder ordentlich Pumpen. Wenn alles weg ist, noch genau sieben Mal nachpumpen! Erst jetzt ist der Spülvorgang beendet.


4. Nachbereitung: Um den oben beschriebenen Gefahrenfall des unbeabsichtigten Sinkens zu vermeiden, müssen nun noch alle Seeventile geschlossen werden. Dies geschieht unter Analogie des Punktes 1, wobei im Fall c) der Proviant wieder ordnungsgemäß und seegangssicher zu verstauen ist. Und auch das war mir anfangs nicht klar: Geschlossen sind die Ventile, wenn die Stellung des Ventilhahns mit der durch die anliegenden Rohre erkenntlichen Durchflussrichtung einen rechten Winkel zeigt.


Wer diese vier Punkte bei ordentlicher Welle erfolgreich und ohne einsetzende Übelkeit gemeistert hat, ist seefest und wird niemals seekrank werden. Wer Schwierigkeiten damit hat, dem seien zusätzlich zur Bordtoilette die Utensilien „Eimer“ (Bitte mind. 2 Eimer im Schiff haben mit unterschiedlicher Färbung jeweils für Verwendungszweck) sowie umgangssprachlich für Männer die „Ente“ und für Frauen das anatomisch angepasste „Urin-Schiffchen“ empfohlen. Diese Utensilien haben auch den Vorteil, dass die häufige Verstopfung der Rohrsysteme und die unangenehme Reinigung derselben damit vermieden werden kann, haben jedoch Nachteile vor allem bzgl. der Romantik einer Seefahrt.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Jungfernfahrt mit Geli

Eigentlich war der Plan, das Boot möglichst früh in diesem Jahr ins Wasser zu lassen. April und Mai haben bereits wunderbare warme Tage, an denen man herrlich segeln kann. Einen Strich durch die Rechnung machte mir nicht nur meine enge Zeitplanung, sondern vor allem auch „Jack“, wie ich mal meinen „Johnson“ 4PS Außenborder mal nennen will. Der nämlich wollte nicht anspringen uns bescherte mir saftige Rechnungen: Für die Marina, weil ich nicht wegkam und für den Arzt für Jack.
Das bitterste aber war, dass ich Geli quasi den gesamten April und Mai nicht nutzen konnte. Die wenigen Wochenenden, die sowohl vom Wetter als auch von meinem Zeitplan her zum Segeln taugten, fielen aus, weil ich mich ohne Motor und ohne die Segel auch nur einmal getestet zu haben nicht allein auf das Wasser getraut habe. Schon das Navigieren in der Marina allein mit dem Paddel war mir zu risikoreich, da die Gassen eng und die Boote teuer waren. Als Papa dann paddeln helfen wollte, war der Wind viel zu stark. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, dass wir es sein gelassen haben. Inzwischen weiß ich wie stark man paddeln muss um den Kahn zu bewegen. Wir hätten keine Chance gehabt und wären voll ans Land oder andere Boote geknallt.
Irgendwann Ende April war es dann endlich soweit: Der Motor funktionierte zwar immer noch nicht, aber um Kosten zu sparen wollte ich endlich rüber zum Liegeplatz, gerade weil auch eine Woche SKS-Törn anstand, in der ich nichts machen konnte. Der Plan: Morgens vor der Arbeit den Kahn rübersegeln. Moli hat geholfen. Gott sei Dank, denn es war quasi Windstille. Aus dem Segeln wurde Paddeln. Und für den einen Kilometer haben wir gute drei Stunden gebraucht. Spaß hat es dennoch gemacht.
Irgendwann im Mai dann war endlich auch Jack repariert. Und Ende Mai nach vielen stressigen und belegten Wochenenden rund um eine große Feier bei Moli war endlich Platz für die Jungfernfahrt. Ideale Windverhältnisse, nicht zu stark, aber ausreichend zum Fahren. Moli am Steuer – und es schien ihr richtig Spaß zu machen. Vor dem Grunewaldturm wurde geankert (Hurra, einen Anker habe ich auch an Bord gefunden!) und das schöne Wetter genossen. Und erst mit dem Sonnenuntergang sollten wir an diesem Tag wieder den Liegeplatz erreichen. Das Anlegen klappte erstaunlich gut – Dank dessen, was ich im SKS-Törn gelernt habe.
Jetzt im Juni, wo wieder viele Wochenenden belegt sind, habe ich einfach mal einen Tag in der Woche frei genommen, als das Wetter ideal war – und ich habe etwas für mich heftiges gewagt: Ich bin ALLEIN rausgefahren. Wenig Wind am Liegeplatz vermittelte mir die Sicherheit, das tun zu können.
Das Ablegemanöver war doch von größeren Ängsten gekennzeichnet. Der Wind kam von vorn und ich musste doch vorn zuerst losmachen. Dabei ist die Luvleine doch die letzte, die man losmacht. Gelöst habe ich das Problem mit Vorwärtsschub, sodass meine Achterleine zur Quasi-Luvleine wurde.
Das Segelsetzen war auch eine Herausforderung, klappte aber erstaunlich gut. Der Motor hält gut den Kurs mit etwas Gas ohne dass jemand am Steuer sitzt. Wenn der Wind schwächer ist schafft man es bequem, das Segel zu setzen.
Dann folgte entspanntes Einhandsegeln. Auch wenn ich ziemlich langsam unterwegs war, war es dennoch einfach nur schön. Ich rief beim Segeln Papa an, um von meinem Erfolg zu erzählen.
Am Grunewaldturm wurde der Wind aber auf einmal heftig böig. Viele Boote hatten 45° Krängung und ich mit meinem kenterbaren Jollenkreuzer nur noch Schiss. Ich ging auf Raumwindkurs und suchte eine windgeschützte Stelle zum Segelbergen und Ankern.
Als der Anker gefallen war machte ich mich mit der Funktion der Badeleiter vertraut. Herrlich warm das Wasser! Ich hatte tierisch Spaß. Aber irgendwie wäre es zu Zweit deutlich schöner gewesen!
Nun folgte noch das Anlegemanöver, vor dem ich große Angst hatte so ganz allein. Aber ich erinnerte mich an Jörgs Worte, der uns beibrachte, alles mit nur einer einzigen Leine zu machen. Und siehe da: Es funktioniert! Man braucht nur die achterne Luvleine und kann sich dann entspannt um alle anderen Leinen kümmern.
Jetzt bin ich ein echter Kolumbus auf der Havel!

Sonntag, 18. April 2010

Hurra, es schwimmt, verdammt – es fährt nicht!

Der Plan war straff: 7 Uhr aufstehen, 8:00 losfahren zum Winterlager des Bootes, 9 Uhr dort ankommen, bis 10 Uhr letzte Arbeiten am Boot machen und losfahren. Gegen 12:00 an der Marina ankommen, bis 13:00 warten, dann slippen. 14 Uhr Schlüsselübergabe zum Liegeplatz, 15 Uhr Termin mit dem Bootsbauer zum Maststellen.

In Wirklichkeit sah es dann so aus: 7 Uhr aufgestanden, brauchte aber noch etwas vom Segelladen und kam nicht dazu, es die Tage vorher zu besorgen. Der Segelladen macht erst 9 Uhr auf. Schnell noch eine Arbeitsemail klargemacht, komme erst 9:10 an, bin 9:22 wieder raus. Der Stadtverkehr ist dicht, komme erst um 11 beim Boot an und gegen 11:45 weg. Ankunft an der Marina 14:20: 20 Minuten zu spät für die Schlüsselübergabe, 1,5 Stunden zu spät zum slippen. Dann geht alles ganz schnell, der Kahn ist im Wasser und tatsächlich: Es schwimmt. Das Boot ist im Weg und soll woanders hin, ich werde rüber geschleppt, währenddessen kommt Papa an und staunt über den Kahn, den er sich allerdings etwas größer vorgestellt hat. Irgendwann kommt der Bootsbauer und zeigt mir wie man den Mast stellt, allerdings fehlt ein wichtiger Bolzen, der sich erst nach dem Mast Stellen anfindet. Als das getan ist, versuche ich den Motor in Gang zu bekommen. Bis auf ein paar „Keucher“ entschließt sich dieser jedoch, sich keinen Mucks zu bewegen. Die Zündkerzen kann ich nicht prüfen, da ich keinen Kerzenschlüssel habe, geschweige denn Ersatzzündkerzen. Inzwischen ist es 18 Uhr und somit auch der Bootsmotorspezialist im Wochenende. Nächste Chance: Montag.

Am Wochenende bekomme ich den Motor auch nicht auf Trab. Und mit nur einem Paddel traue ich mich nicht so richtig heraus. Ich beschließe den Montag abzuwarten und hoffe auf eine bessere Lage.
Aber immerhin: ich habe etwas Entscheidendes gelernt: Den Mast zu stellen und auch wieder zu legen war vergleichsweise einfach. Um nichts zu vergessen hab ich es mal aufgeschrieben:

1. Wanten anschlagen. Da ich vordere und achterliche Wanten habe, muss ich darauf aufpassen, welche Wanten ich wo anschlage. Die außen laufenden Wanten sind die vorderen. Ganz einfach also. Ich muss aber aufpassen: Die Drähte dürfen sich nicht verdrillen.

2. Wo ist beim Mast vorn und wo ist hinten? Nun ja, Vorne beim Mast ist dort, wo die Seitenträger nicht abgeknickt sind. Diese müssen vielmehr schräg nach hinten abgeklappt sein.

3. Den noch quer über dem Schiff liegenden Mast nach hinten (er ist achtern von der Badeleiter abgestützt) verlegen, sodass der Fuß am Stutzen ist.

4. Bolzen in die achterliche Halterung des Mastfußes einsetzen

5. Während einer in Position kurz vor dem Niedergang den Mast hochklappt, zieht der andere am Vorstag den Mast hoch. Dieser bewegt sich wie eine Tür in der Angel am Fixpunkt des eingesetzten Bolzens am Mastfuß. Das müsste eigentlich fast ganz allein gehen, da der Mast aufgerichtet seitlich durch die bereits angeschlagenen Wanten gehalten wird.

6. Der Mast steht nun, Vorstag wird festgemacht.

7. Nun wird das Achterstag festgemacht. Hierzu den Schäkel am Drahtseilende Backbords einrasten, dann Steuerbordschäkel (das ist der mit Flaschenzug am Seilende) setzen. Nicht zu fest ziehen!

8. Der Baum wird eingehangen, die Großschot fungiert als Dirk.

9. Gegen das Herumschleudern des Großbaums kann dieser mit einem dafür vorgesehenen Schäkel am Achterstag festgesetzt werden.

Klingt doch ganz einfach oder? Zum Mast legen müsste es dann genauso andersherum gehen.

Samstag, 13. März 2010

Falsche Adresse

Voller Vorfreude dackele ich an einem Samstag zum Segelverein meiner Wahl, der mir einen kostengünstigen Liegeplatz angeboten hat. Ich stehe am Steg und begrüße alle. Den Herrn, mit dem ich verabredet bin, kennt hier jedoch niemand. Und dann kommt da auch noch jemand, der verantwortlich ist für die Liegeplätze. Von meinem Anliegen weiß dieser Herr nichts und weist mich etwas barsch ab. Auch er kennt den Herrn, den ich gerade noch am anderen Ende der Leitung hatte, nicht.
Jetzt habe ich die Nase voll und rufe durch. Mein Gesprächspartner teilt mir mit, er sei am Steg. Auch ich bin am Steg, aber sonst niemand. Ich sage, also ich sei hier am **** Segelverein. Nein, ruft es am anderen Ende, wir sind doch der **** SegelCLUB. Alles klar!
Gott sei Dank ist es nicht weit. Auch wenn mein Boot nun im Stößensee und nicht in der Scharfen Lanke liegen wird. Das ist aber eigentlich auch fast noch besser, finde ich, nachdem ich die überaus netten Leute vom **** SegelCLUB kennengelernt habe.

Freitag, 19. Februar 2010

Ich gebe es ja zu, ich war schockiert, als ich von den monatlichen Liegeplatzgebühren in Höhe von 100-150 Euro pro Monat am Wannmeer erfuhr. Beinahe dachte ich schon, dass der Wunsch vom eigenen Schiff deshalb scheitern wird. Mit etwas Sturrsinn und nach intensiver Recherche bin ich nun jedoch fündig geworden und werde deutlich weniger als 100 Euro zahlen. Die Sache ist perfekt und ich liege ab April am Wannmeer gleich um die Ecke vom Ort meiner Ausbildung entfernt. Nagut, es ist nur die Scharfe Lanke, aber die ist fast noch besser. Und wie ich bei der Ausbildung gemerkt habe, ist dies der perfekte Schiffsliegeplatz in Berlin - gut erreichbar mit dem Auto und auch öffentlichen Verkehrsmitteln und an der Startpiste für die lange Gerade nach Süden - Ich freue mich resig auf den Sommer und auf die hoffentlich vielen Stunden auf dem Wasser.

Samstag, 30. Januar 2010

boot 2010

Dank der Sonderangebote bei verschiedenen Fluglinien war es mir geglückt, preisgünstig zur boot nach Düsseldorf zu fahren. Dies sind die Erlebnisse eines Menschen, der in seinen Träumen in Gegenden vorstößt, in dene nie zuvor ein Mensch geträumt hat. Wir schreiben Samstag, den 30.1. 2010 um
5:30: Der Wecker rasselt. Warum hatte ich eigentlich diese bescheuerte Idee, heute nach Düsseldorf zu fliegen. Sind ja doch alles bloß Boote, die ich mir wenn überhaupt erst in zehn Jahren werde leisten können. Aber gut, ich raffe mich auf, so ein Ausflug ist ja irgendwie auch Abenteuer. Dummerweise fährt die S-Bahn heute nicht bis zum Flughafen durch, dadurch muss ich eine halbe Stunde früher aufstehen
6:22: Pünktlich verlasse ich nach dem Frühstück und Duschen das Haus. Ich bekomme die S-Bahn um rechtzeitig am Flughafen sein zu können. Auf der Fahrt schlafe ich mehrere Male fast ein.
7:25: Ankunft am Flughafen. Ich stelle mich an den Sicherheitskontrollen an und denke mir, ich hätte mal früher kommen sollen. Es ist ganz schön voll. Als ich schon e
inige Minuten nach der eigentlichen Einstiegszeit endlich dran bin, kommt die verhängnisvolle Durchsage: Mein Flug hat eine halbe Stunde Verspätung. Dadurch gerät der Zeitplan wahrscheinlich aus den Fugen, da ich den Anschlussbus, der mich von der Ryanair-Interpretation eines Düsseldorf-Flughafens zur Messe bringt, verpassen werde.
10:30: Ankunft in Weeze. Der Flieger hat 1:10 Verspätung. Nicht nur der Bus ist weg, nein, auch mit dem Zug wird es knapp. Der fährt in 15 Minuten vom Bahnhof in Weeze. Der Shuttlebus fährt ein. Es strellt sich heraus, dass der noch 20 Minuten wartet. Der Taxifahrer erzählt mir was von 10 Minuten Fahrt. Zu spät. Ich schaff den Zug nicht und muss noch eine Stunde warten.
11:15: Ankunft in Weeze, Bahnhof. Ich hoffe auf ein Café in Weeze, denn mein Magen grummelt und verlangt nach Nahrung. Es gibt kein Café. Es gibt nichtmal einen Bahnhof, also mit Dach drüber und Heizung. Es gibt nichts. Ich gehe in die "Stadt", um eventuell einen Bäcker zu finden und mir die Zeit zu vertreiben und die Fü
ße warm zu halten. Ich finde auch einen Bäcker, bekomme aber nur ungläubige Blicke, als ich wegen fehlender belegter Brötchen wieder umkehre. Auf dem Rückweg zum Bahnhof spricht mich ein Dorfbewohner an: "Guten Morgen" - Blödes Dorf denke ich.
13:15: Düsseldorf, Messegelände: Boooooootteeeeeeee!
14:00 auf der Messe: Ich bin völlig überwältigt von der Vielzahl der Eindrücke. Die Yachten, die ich bisher nur aus den Segelzeitschriften kannte, standen auf einmal vor mir. Schiffe, bei deren Anblick ich von meiner großen Reise träume. Erst wage ich es gar nicht so recht, mir die Boote von innen anzuschauen, aber deshalb bin ich ja da sage ich mir irgendwann. Und dann entere ich alle Boote die mir gefallen. Von den großen Marken bin ich eher enttäuscht. Dufour, Bavaria...Es sind eben die "Golfs" im Yachtbau. Dass man eine Halberg-Rassy nicht schlecht finden kann, war nicht anders zu erwarten. Aber dass ich Hunter-Yachten gut und preisgünstig finde, ist großartig - mit diesen Teilen kann man durchaus ein passables Schiff zum günstigen Preis bekommen. Mein Lieblingsschiff wird eine Moody 45 classic, dicht gefolgt von einer Nauticat 441 und etwas später eine Sirius 35 DS. Alles in allem brauche ich 275-600 Tsd. Euro. Ich entschließe mich, mal wieder Lotto zu spielen.
16:00: Ich bin in Halle 6 und will noch einmal bei den Superyachten vorbeischauen. Dort erwartet mich jedoch ein seltsames Publikum. Die Besucher gehen größtenteils erhöht und außen in der Halle einmal herum. Auf den Booten sitzen Superreiche mit Verkäufern beim Champagner, während die verwöhnten Kinder auf dem Boot rumturnen. Manchmal begegnet man einigen dieser "höheren" Leute...sie pflegen es, einem keinen Blick zu würdigen. Ein ekelhaftes Publikum.
17:00 Zurück in den Segelhallen schaue ich mir noch einmal die von mir an der Ostsee oft beobachtete Haber 800 an - taugt nichts. Ein letztes Mal mache ich mich außerdem über die Moody 45 classic her, die es mir richtig angetan hat. Das dunkle Holz, die großen Räume...Toll!
Schließlich mache ich mich auf nach Köln, von wo aus mein 20 Euro Rückflieger startet. Mit Unmengen von Prospekten in der Tasche und völlig müde vom langen Tag freue ich mich darauf, noch etwas zu lesen und zu träumen. Der Flieger dreht eine eher unübliche Ehrenrunde über Berlin, ich genieße den nächtlichen Ausblick auf den Potsdamer Platz und den Alex. Auf der Suche nach einer guten Geschäftsidee zur Traumerfüllung verlasse ich in meinen Gedanken den Tag und falle zuhause in tiefen Schlaf.

Freitag, 22. Januar 2010

Fisch gegessen!

Ernährung ist ein nicht zu verachtendes Problem bei so einer Weltumsegelung. Sicher, man kann versuchen, sich wochenlang während der Ozeanüberquerungen von Reis oder selbstgebackenem Brot zu ernähren. Da ich aber kein Vegetarier bin, könnte mir diese Kost etwas zu eintönig werden mit der Zeit. Aber es gibt ja immerhin das Meer – und im Meer leben Fische. Und Fische kann man fangen und essen. Das zumindest sollte für den Durchschnittsweltumsegler gelten.
Ich allerdings esse keinen Fisch. Schon der Geruch verdirbt mir jeden Appetit. Und bei den bisherigen Versuchen habe ich das Fleisch einfach nicht herunter bekommen. Nicht einmal Fischstäbchen wollten mir schmecken. Das Problem muss kurz oder lang gelöst werden. Also habe ich beschlossen, nach und nach den Fischverzehr zu probieren.
Erster Versuch: Sushi essen. Wir bestellen uns an einem Abend Sushi. Ich will soft anfangen und nehme nur die in nach Fisch riechenden Algen eingewickelten Hühnchenteile. Richtigen Fisch kann ich ja dann von Mo probieren. Allerdings sind die nach Fisch schmeckenden Algen rund um mein Hühnerfleisch das höchste der Gefühle, das ich bis dahin herunterbekomme.
Zweiter Versuch: Silvester in Tallinn. Zur Feier des Tages gehen wir in den Peppersack und ordern das Silvesterdinner. Vorspeise: Seelachs. Es gelingt mir, den Geschmack des Fleisches auf einem Brot und mit Unmengen von Knoblauchbutter zu überlagern. Stolz bin ich, nachdem ich 50% des Fisches auf dem Teller im Magen habe. Mir wird nicht schlecht. Auf der Weltumsegelung also genug Knoblauchbutter mitnehmen.
Dritter Versuch: Letzten Freitag bei meinem Lieblingsvietnameser. Auf der Tageskarte steht unter anderem ein Pangasiusfilet. Ich bin mutig und nehme es und entscheide mich damit gegen Hühnchen.. Das Zeug schmeckt extrem unfischig und ist richtig lecker. Ja mehr noch, ich mag das zarte Fleisch regelrecht. Das kann man essen! In meinen Plänen bin ich bereits dabei, diesen Pangasiusfisch auf den Weltmeeren zu fangen und mich so über die Durststrecken der Ozeanüberquerung zu retten.
Doch dann das: Auf wikipedia erfahre ich Folgendes: „Der Pangasius (Pangasianodon hypophthalmus) ist ein Süßwasserfisch aus der Familie der Haiwelse oder Schlankwelse (Pangasiidae), der die Flusssysteme des Mekong und Chao Phraya in Thailand, Vietnam, Laos und Kambodscha besiedelt.“ So ein Mist, blöder Süßwasserfisch!

Donnerstag, 21. Januar 2010

Extrem-Praxistörn nach England.

Wiedereinmal kaufte ich mir eine dieser Segelzeitschriften, irgendwo auf irgendeinem Flughafen, auf denen ich in diesen Tagen wieder öfter verweile. Wochen später bin ich durch mit dem Lesen und bleibe im Kleinanzeigenteil hängen. Und da finde ich Worte, nach denen ich lange gesucht habe. "Extrem" Segeltörn. SKS-Praxisausbildung auf der Nordsee. Perfekt denke ich. In einem schwierigen Gewässer "Extrem"-Erfahrung machen.
Ich schaue mir die Internetseite dieses Vereins an. Es soll durch den Ärmelkanal gehen, schön viel Verkehr also. Inkl. Nachfahrt. Ich gehe davon aus, dass man vieeeeele Lichter sehen wird die man dann den Schiffen zuzuordnen versuchen kann. Aber die Kursbeschreibung macht mir noch etwas Sorge. Also rufe ich an und frage, ob das mit meiner Erfahrung überhaupt machbar ist. Ja, sagt die Dame am Telefon. Außerdem seien noch Plätze in der von mir eigentlich für den Ostsee-Sks-Törn reservierten Urlaubswoche frei.
Und dann hab ich nicht mehr lange überlegt und gebucht. Perfekt! Ich bin happy! Und eigentlich träume ich schon davon, dann mir einen kleinen Untertraum zu erfüllen: mit dem gecharterten Boot zum geliebten Helgoland. Mal sehen, ob und wann das was wird.

Freitag, 13. November 2009

SKS-Kurs

Wieder Winter. Kein Segeln möglich, es sei denn ich investiere in einen viel zu teuren Flug in die Südsee. Also entschließe ich mich, weiter zu machen, weiter Scheine zu sammeln. Eigentlich war der Plan, direkt den SSS zu machen, aber meine Segelschule riet davon ab. Naja, dachte ich, die werden schon wissen was sie sagen. Also entschließe ich mich, den SKS-Kurs zu machen.
Die Theorie, nun ja. Man lernt genau in der ersten Stunde etwas Neues. Alles andere ist altbekannt. Die Berechnung von Beschickung durch Wind und Strom ist so ziemlich das einzig neue, was ich während des gesamten Kurses gelernt habe. Natürlich sind die Kartenaufgaben etwas umfangreicher, aber sie machen richtig Spaß. Das ist irgendwie wie Praxis in der Theorie. Aber die Entscheidung, wegen des „deutlich umfangreicheren Stoffes“ den SKS nicht zu überspringen, die kann ich bisher nicht teilen. Man kann den SKS überspringen, das weiß ich jetzt. Machen werde ich es wohl nun trotzdem nicht, da ich dann anders hätte zeitlich planen müssen. So bin ich etwas unzufrieden mit dem Rat der Segelschule.
Unzufrieden bin ich auch damit, dass die Praxistörns auf der Ostsee stattfinden. Ausgerechnet das einzig neue am SKS, die Beachtung von Gezeiten, kann man so nicht trainieren. Außerdem würde der Törn in einer wohl eher wenig befahrenen Gegend der Ostsee stattfinden. So richtig überzeugt mich der Kurs demnach nicht.
Hinzukommt, dass ich mit der Lernerei nicht vorankomme. Mein Leben hat sich irgendwie verändert. Ich habe viel weniger Zeit als früher. Ich komme zu nichts mehr. Auch der Besuch der Bootsmesse in Berlin klappt nicht. Auch zum Lesen von Segelbüchern bleibt keine Zeit. Das wirft mich zurück in meinem Traum. Mir fehlt Motivation, weiter zu machen.

Samstag, 23. Mai 2009

Schon ein halber Segellehrer

Irgendwie haben sich die Rollen neu verteilt. Seitdem zum letzten Prüfungstermin alle schon etwas erfahrenen Segelschüler weg sind, bleiben jetzt die etwas unerfahrenen...und ich! Trotz geringer Erfahrung sollen alle schon allein und ohne Lehrer auf die Boote – teilweise mit etwas erfahreneren Schülern. Schon zum zweiten Mal ist es jetzt vorgekommen, dass ich die Rolle des „Lehrers“ übernommen habe und die wichtigsten Kniffe beibringe. Dafür bedanken sich die eigentlichen Lehrer sogar bei mir. Ich find’s toll. Ich scheine also auf dem besten Weg zu sein zum Meeresbezwinger. Gerade heute aber hat das Mann-über-Bord-Manöver alles andere als gut geklappt. Ständig drehende Winde zudem in starken Böen haben es nicht gerade einfach gemacht, zu navigieren. Zwei Mal brauchte ich drei Anläufe, weil mir im entscheidenden Moment der Mann, also die zu bergende Boje vom Wind weggedriftet wurde. Damit würde ich wohl kaum durch die Prüfung kommen. Aber vielleicht wird es morgen am vorerst letzten Termin ja besser.

Seit Anfang April besteht eigentlich ausnahmslos jedes meiner Wochenenden aus den Segelterminen. Fast immer war dabei bestes Wetter. Mit Ausnahme einiger weniger „Reibungsverluste“ war es eine wunderbare Zeit, die ich gerne auch mal mit sonntäglichen Erkundungen des Wannsees verbunden habe. Wenn alles nach Plan läuft, dann ist dies das letzte dieser Wochenenden, dann gibt es danach nur noch einen Auffrischungstermin unter der Woche kurz vor der Prüfung. Der Weg über die Autobahn bis ans andere Ende der Stadt zum Bootshaus zelebriert längst den Start des Wochenendes. Es wird mir fehlen, hier her raus zu fahren.

Andererseits – warum sollte Schluss damit sein? Jetzt geht’s erst richtig los! Immer wieder werde ich mir ein Boot mieten und mich auf das echte Berliner Meer hinaus trauen, also alles was hinter der magischen Linie liegt, die wir nie überfahren haben, alles außerhalb unserer schützenden Bucht. Mach dich auf den Meeresbezwinger gefasst, du Wannmeer!