Samstag, 23. Mai 2009

Schon ein halber Segellehrer

Irgendwie haben sich die Rollen neu verteilt. Seitdem zum letzten Prüfungstermin alle schon etwas erfahrenen Segelschüler weg sind, bleiben jetzt die etwas unerfahrenen...und ich! Trotz geringer Erfahrung sollen alle schon allein und ohne Lehrer auf die Boote – teilweise mit etwas erfahreneren Schülern. Schon zum zweiten Mal ist es jetzt vorgekommen, dass ich die Rolle des „Lehrers“ übernommen habe und die wichtigsten Kniffe beibringe. Dafür bedanken sich die eigentlichen Lehrer sogar bei mir. Ich find’s toll. Ich scheine also auf dem besten Weg zu sein zum Meeresbezwinger. Gerade heute aber hat das Mann-über-Bord-Manöver alles andere als gut geklappt. Ständig drehende Winde zudem in starken Böen haben es nicht gerade einfach gemacht, zu navigieren. Zwei Mal brauchte ich drei Anläufe, weil mir im entscheidenden Moment der Mann, also die zu bergende Boje vom Wind weggedriftet wurde. Damit würde ich wohl kaum durch die Prüfung kommen. Aber vielleicht wird es morgen am vorerst letzten Termin ja besser.

Seit Anfang April besteht eigentlich ausnahmslos jedes meiner Wochenenden aus den Segelterminen. Fast immer war dabei bestes Wetter. Mit Ausnahme einiger weniger „Reibungsverluste“ war es eine wunderbare Zeit, die ich gerne auch mal mit sonntäglichen Erkundungen des Wannsees verbunden habe. Wenn alles nach Plan läuft, dann ist dies das letzte dieser Wochenenden, dann gibt es danach nur noch einen Auffrischungstermin unter der Woche kurz vor der Prüfung. Der Weg über die Autobahn bis ans andere Ende der Stadt zum Bootshaus zelebriert längst den Start des Wochenendes. Es wird mir fehlen, hier her raus zu fahren.

Andererseits – warum sollte Schluss damit sein? Jetzt geht’s erst richtig los! Immer wieder werde ich mir ein Boot mieten und mich auf das echte Berliner Meer hinaus trauen, also alles was hinter der magischen Linie liegt, die wir nie überfahren haben, alles außerhalb unserer schützenden Bucht. Mach dich auf den Meeresbezwinger gefasst, du Wannmeer!

Samstag, 16. Mai 2009

Auf ein Neues...

Es ist Freitagabend, 21 Uhr. Erschöpft und übermüdet komme ich von der Arbeit. Blöde Idee, diese Woche noch diese dämlichen Funkprüfungen zu machen. Ich gehe die Fragebögen durch, mache immer noch viel zu viele Fehler. Teile des UBI-Bogens mache ich heute zum ersten Mal. Was soll das bloß morgen werden? Gegen zwei Uhr falle ich ins Bett.
Samstagmorgen, 7 Uhr – mein Wecker klingelt. Welcher Idiot legt Prüfungen am Wochenende auf derart blöde Zeiten? Hat doch alles keinen Zweck, ich schaff das heut niemals.
9:30 Uhr. Ich stehe im Regen in Grünheide vor irgendeinem Bundeswehrhaus. Hier soll es heute also zur Sache gehen. Ich nehme Platz im Prüfungssaal. Neben mir steht ein Bücherregal. Ich kann deutlich erkennen, dass auf einem der Bücher in großen Buchstaben „FOLTER“ steht und denke mir hier in diesem Bundeswehrgebäude meinen Teil. Dann geht’s los.
Für den SRC geht alles von der Hand. Beim UBI kommen genau alle Fragen dran, die auf meiner Unsicherheitsliste standen. Danach heißt es warten. Insgesamt sitze ich 2 Stunden vor dem Zimmer, in dem auch praktisch geprüft wird. Ich freue mich, hier Guido wieder zu treffen, mit dem ich zusammen die Praxisausbildung gemacht hab. Wir unterhalten uns ein wenig und gehen die Algorithmen durch.
Auf einmal sind wir dran und es passiert. Wie im Trance tippe ich bei einer vorgegebenen „Wir verlassen das Schiff“ Meldung zuerst „Explosion“ (immerhin war das Schiff explodiert) und dann auch noch „Undesignated“ (es gab Verletzte) in den DSC Controller. Und schicke die Meldung ab. Durchgefallen? Schnell rufe ich, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich darf gegen Mehrarbeit den Notfehlalarm zurücknehmen und neu absetzen. Das war knapp. Dann noch ein paar Meldungen, bei denen ich ungewohnt unsicher bin.
Auf einmal soll ich zwei Lappen unterschreiben. Bestanden! Mal wieder bin ich überglücklich. Mit meinen beiden Scheinen in der Hand gehe ich stolz wie ein Honigkuchen raus, auf einmal kommt die Sonne durch und lacht mir ins Gesicht. Herrlich! Und meine Verteidigung hab ich schon am Mittwoch abgehakt. Und was habt Ihr so die Woche gemacht? Das war zu viel meintet ihr? Ha, aber ihr habt nicht mit dem Incredible Micha gerechnet, was?!

Dienstag, 12. Mai 2009

Angst

So langsam dämmert es mir, dass ich mir vielleicht ein wenig viel vorgenommen habe. Allgemein natürlich nicht – aber in dieser speziellen Woche schon: Die härteste Woche des Jahres 2009. Ursprünglich stand für das Ende dieser Woche nur die SRC-Funkprüfung an. Dummerweise habe ich heute eine andere wichtige Prüfung zu bestehen. Meine Disputation. Der Titel wird später vielleicht die Basis sein, um mir meinen Traum auch finanziell zu ermöglichen und hat demnach eine hohe Bedeutung. Irgendwie ist mir die Disputation gegenüber der Funkprüfung aber zunehmend unwichtiger geworden, meine Vorbereitung funktioniert einzig und allein durch meine tagtägliche Beschäftigung mit den Inhalten bei der Arbeit.
Aber gut, das reicht nicht dachte ich, also habe ich gleich noch und ganz kurzfristig beschlossen, den UBI-Funkkurs zu machen und Ende der Woche mit dem SRC gleich in die Prüfung zu gehen. Seit Tagen verbringe ich die Abende über den Büchern. Und ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob ich das alles packe. Ich bin wahnsinnig? – meint ihr vielleicht...Stimmt!

Freitag, 1. Mai 2009

Kleiner Rückschlag – oder einfach nur Friktionen

OK, zugegeben, vom ersten Eindruck ist nicht mehr viel übrig. Das Segeln gehört längst zum Teil dieser wunderbaren Wochenenden in diesem äußerst warmen und sonnigen April, und ich habe die wichtigsten Kniffe drauf. Ich bin inzwischen nicht nur die Riesenjolle gefahren, sondern auch den Jollenkreuzer (links) und eins von diesen Booten, die gern auch einmal umkippen (unten rechts). Inzwischen war ich sogar schon einmal ohne Lehrer unterwegs, ganz allein mit einem anderen Segelschüler an Bord. Wenden, Halsen, kein Problem. Mann über Bord – mach ich mit Links - solange es nur eine Boje ist jedenfalls. Klar, ich bin weit davon entfernt, richtig segeln zu können, aber heute bin ich das erste Mal die Prüfungssituation nachgefahren - mit positivem Ergebnis. Ein Fehlversuch, beim zweiten Mal alles Paletti. Es macht Spaß und ich ärgere mich ein wenig, dass ich nicht schon Anfang Mai die Prüfung mache. Um die Welt zu segeln, ist inzwischen zumindest vorstellbar geworden.


Einer anderen Übung war ich mir von Anfang an bewusst – und wohl doch nicht gewachsen. Menschen. So ein Segelkurs vereint sehr unterschiedliche Leute. Da sind die, die einem nach 5 Minuten sympathisch sind, mit denen man sich Segeltörns vorstellen kann, mit denen man vielleicht sogar befreundet

sein kann. Aber dann gibt es da auch die anderen, die bei denen man nach 10 Sekunden weiß, dass man es mit ihnen nicht allzu lange aushält. Was soll ich sagen: Wenn diese Herrschaften am Steg stehen, um mit mir ins Boot zu steigen, ist alle Vorfreude verpufft. Stattdessen denke ich nur daran, wie ich schnellstmöglich die Zeit totschlagen kann und um die Übungsstunde herum komme. Das Ganze hat nun zumindest einmal dazu geführt, dass ich bereits nach wenigen Minuten für meine Verhältnisse relativ barsch und natürlich in eigenen und diplomatischen Worten „Halt’s Maul“ meinem Gegenüber an den Kopf warf. (Zugegeben, wörtlich sagte ich während ich wohl seinen durchaus erfahreneren Kommandos (die er überhaupt nicht zu geben hatte) NICHT folgte: „Bleib mal ganz ruhig, wir brauchen noch ein paar Meter, das passt schon“, was nichts an der Bedeutung im oben genannten Sinne ändert)

Ich sage mir, es sind ja nur 2 Stunden und morgen schon wird jemand anders mit dir ins Boot steigen. Morgen wird es wieder Spaß machen. So richtig davon überzeugt bin ich aber nicht. Ich denke mir, vielleicht sollte ich, anstatt die Klappe zu halten und immer nur diplomatische Worte zu wählen, auch einfach mal meine Meinung sagen. Aber ich würde mir viel lieber selbst ein Boot mieten, den ein oder anderen aus meinem Freundeskreis mitnehmen, aber um Gottes willen kein Risiko eingehen und mit einem dieser Leute unterwegs sein, bei denen man Reibungspunkte bereits nach wenigen Sekunden feststellt.


Aber ich versuche das positiv umzuinterpretieren. In der Regel gehe ich Menschen aus dem Weg, die mich derartig stören. Auf dem Boot kann ich ihnen nicht aus dem Weg gehen und ich kann selbst beobachten, welche Eigenschaften es sind, die mich so sehr stören. Das ist nicht nur interessant sondern gut für die weitere Entwicklung meiner Menschenkenntnis. Vielleicht lerne ich dann auch, wie ich mit solchen Situationen besser umgehen kann. Tatsächlich scheint es eine Faustformel zu geben für Menschen, mit denen ich meine Probleme habe. Überheblichkeit, Besserwisserei, Hochstaplerei, gepaart mit einer großen Klappe und Arroganz bei gleichzeitigem Nichtskönnen und Nichtswissen und – wie ich heute merkte – Hektik sind die Gewürze, die mir sehr schwer auf den Magen schlagen. Ich mag es eher ruhig, ich mag Understatement, immer auch gesunden Selbstzweifel haben (natürlich bei gesundem Selbstbewusstsein), tief stapeln aber viel können und viel wissen. Ach und sagte ich schon „ruhig sein“?


Was ist die Lehre aus dem Ganzen? Wenn man sich nicht sicher ist, ob jemand zu einem passt, dann nimmt man ihn oder sie einfach mal eins, zwei Stunden mit aufs Boot und segelt ein wenig den Wannsee entlang. Wenn nach einer halben Stunde immer noch Sympathie da ist bzw. keine störende Situation aufgetreten ist, dann sollte man schleunigst über Dinge wie heiraten oder ewige Freundschaft nachdenken! Leute mit denen es früher oder später Probleme geben wird, werden dagegen spätestens nach zehn Minuten das erste Mal nerven!