Bis Lohme ist es nicht weit, denke ich, das schaffen wir alle Mal. Einfach nur um die Kreidefelsen herumsegeln und dann gemütlich festmachen, das war der Plan. Deswegen haben wir auch Zeit und schlafen erstmal richtig aus. Gegen 11 krieche ich aus den Federn.
Wir gehen gemütlich einkaufen. Postkarten stehen auf dem Zettel, ebenso Sonnencreme und Sanddornlikör.
Wir treffen noch einmal unseren netten Bootsnachbarn, der uns stolz von seinem Friseurbesuch erzählt. Ihn zieht es beim heutigen Westwind nach Swinemünde – die deutsche Mentalität war ihm nicht so geheuer. Also belässt er es wohl bei einem Tag hier im Land. Er fragt uns nach unserem Ziel und gibt die hohen Wellen und den Gegenwind zu bedenken. Keine Ahnung woher er das wissen will.Beim Ablegen ist er längst weg, aber da sind noch zwei andere, die gerade ablegen wollen. Da sie uns gestern geholfen haben, helfen wir ihnen heute. Sie stellen sich als ähnlich erfahren wie wir heraus. Noch dazu sprechen sich die beiden gleichaltrigen und eher als Paar wirkenden mit „Sie“ an. Wir bekommen einen kleinen Streit zwischen den beiden mit. Und noch dazu halten wir die Planung ihres Ablegemanövers für wenig geeignet. Nun gut, wir helfen diesen etwas sonderbaren Menschen und denken uns unseren Teil. Dann sind wir dran mit dem Ablegen – uns hilft keiner.
Ist auch gut so, denn mir gelingt ein bilderbuchreifer Ableger bei auflandigem Wind. Dann geht’s Richtung Kreidefelsen.
Zunächst ist es gemütliches Segeln. Auf Halbwind kommen wir gut voran. Aber wir müssen um die Ecke herum und dabei wird der Wind stärker. Wir reffen, was gar nicht so einfach ist. Wir holen sogar das Fock ein, weil es uns zu windig wird. Und verdammt, woher kommen diese hohen Wellen? Und woher wusste das der nette Mann aus Bornholm/Schweden? Wir ziehen das Fock wieder aus und spielen mit den Wellen. Es fängt an, tierischen Spaß zu machen. Wir reiten die Täler aus und surfen die Wellen hinunter. Ein Riesenspaß. Aber um unser Ziel gegen den Wind zu erreichen müssen wir kreuzen. Nach einer Wende kommen die Wellen von der Seite, was mehr Bewegung ins Boot bringt und das Sicherheitsgefühl schwinden lässt. Aber auch daran gewöhnt man sich.
Nach ein paar Stunden ist die Hafeneinfahrt von Lohme in Sichtweite. Wir sind gut vorbereitet, zuerst die Heck-Luvleine und dann der Rest. Das ist der Plan. Mal sehen. Und dann passiert es.
Ich entscheide mich für die erste freie Box mit Sicherheitsabstand in Form eines freien Platzes zum nächsten Schiff nach Lee. Ich versuche die Achterleine luvseitig über den Poller zu werfen. Es gelingt nicht. Am Bug kommen wir aber gut an. Wind und auch Strömung sorgen nun für ein Desaster. Unser Heck dreht weg, auf einmal liegen wir quer am Steg. Gott sei Dank ist die Momo so kurz, dass der eingeplante Sicherheitsabstand ausreichte. Ich habe keinen Plan, wie wir das hinbekommen sollen…Nur dank der zahlreichen und aufopferungsfreudigen Hilfe der anderen Segler am Steg schaffen wir es irgendwie. Irgendwann allerdings bemerke ich einen grimmig guckenden Herren am Nachbarboot. Als wir endlich zur Ruhe gekommen waren resümierte er noch einmal mit äußerst unfreundlichen Worten unser Anlegemanöver. Eigentlich wollte ich zu diesem Zeitpunkt nur noch weg aus Lohme.
Nachdem der Schreck und das Gemecker von Nebenan verarbeitet war, ging es an den wunderbaren steinigen Strand von Lohme. Es gibt hier viele weichkantige hohe Felsen, die zum verweilen in der Abendsonne einladen. Zur Krönung des Tages wird der Sanddornlikör getrunken.
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